In meinem letzten Ägypten Urlaub war ich für einen Tag in Kairo und habe dort meine ägyptische Lieblingsfamilie besucht.
Ich bin morgens um 7:00 Uhr von Hurghada nach Kairo geflogen. Dieser Act war schon ein Highlight für sich:
nachdem ich 2 Sicherheitskontrollen – was man in diesem Land als Sicherheit bezeichnen kann – durchquert habe, musste ich meine Reisepass Informationen + Flugdaten in einem dicken Notizbuch niederschreiben. Auf meine Nachfrage hin, wofür ich das machen muss, bekam ich die Antwort „wir haben keinen Computer“. Nun ja eine Stunde später war ich mit 99% arabischen Mitreisenden endlich in der Luft. Nach einer Flugstunde endlich in Kairo angekommen, lief mir meine liebe Maryam in die Arme. Und damit begann das Abenteuer Kairo.
Kairo – die Millionen Stadt
Wir hatten den ganzen Tag über einen Uber Fahrer, der uns zu jeder Sehenswürdigkeit hingebracht und wieder abgeholt hat. Vom Flughafen bis in die Stadt ist man bei einem guten Verkehr 30 Minuten unterwegs. Über dem Highway ist schon zu erkennen, dass wir uns in der 6. größten Stadt der Welt befinden. Mit aktuell 20 Millionen Einwohner ist Kairo von Hochhäusern, Bauwerken und überfüllten Straßen geprägt. Die Hauptstadt von Ägypten beheimatet sowohl den Regierungssitz des Landes, als auch die wichtigsten religiösen und staatlichen Behörden. Kairo ist in 2 Stadtteile unterteilt. Der moderne Stadtteil wird vom Nil und von den Geschäftsvierteln eingegrenzt. Ihr erkennt diesen Teil durch die mediterrane und kolonialzeitliche Architektur. Das alte, traditionelle Kairo wird auch als historisches Kairo bezeichnet, da dies den UNESCO geschützten Stadtkern inkludiert. Seit 1979 steht dieser Teil der Stadt als älteste islamische Stadt der Welt unter dem UNESCO Weltkulturerbe.
Egal in welchem Stadtteil ihr euch befindet, es ist überall absolut crowded: Der Straßenverkehr ist ein totales Chaos – für 3km kann man auch mal eine Stunde brauchen. Daher ist es manchmal einfacher zu Fuß Teile der Stadt zu erkunden. Hier ein Tipp, um eine befahrene Straße zu überqueren: einfach gehen! Wenn ihr stehen bleibt, fahren die Autos einfach weiter, daher betretet einfach zügig die Straße, Augen zu und yalla!
1) Die Pyramiden von Gizeh
Die Stadt Gizeh (im Arbischen al-Ǧīza) liegt 20 km südwestlich der Innenstadt Kairo und ist die 3. größte Stadt Ägyptens. Das Siedlungsgebiet wird nur durch den Nil von Kairo getrennt. Natürlich wollte ich unbedingt nochmal die Pyramiden und die Sphinx sehen. Am Besten fahrt ihr hier morgens früh hin: Um diese Zeit ist es noch nicht so voll und ihr könnt unbeschwert die alten Bauwerke besichtigen. Plant für die Pyramiden minimum 3 Stunden ein. Einen ausführlichen Beitrag über die Pyramiden findet ihr hier.
2) Zitadelle von Saladin & Muhammad Ali Moschee
Nächster Stop: die Zitadelle von Saladin. Dieser Bereich gehört zum historischen Kairo und wurde 1176 gebaut, um die Stadt besser gegen Angriffe der Kreuzritter verteidigen zu können. In den späteren Jahren wurde der geschützte Palast als königliche Residenz der Sultane genutzt. Im Jahre 1824 wurde der Palast durch ein Pulverlager zerstört und nie wieder errichtet. Was übrig blieb, sind die Stadtmauern und das alte Gefängnis. Anstatt den Palast wieder aufzubauen, wurde die Muhammad Ali Moschee errichtet.
Ich muss ja gestehen, seit meiner Besichtigung der Sheikh Zayed Mosque in Abu Dhabi, habe ich einen Faible für Moscheen. In diesen Gebäuden herrscht ein unbeschreiblicher Spirit und sie sind meines Erachtens architektonische Wunderwerke. Die Muhammad Ali Moschee ist die erste, die in Ägypten im osmanischen Baustil gebaut wurde. Sie ist ein Nachbau der Sultan-Ahmed-Moschee aus Istanbul. Daher wird sie oft als Alabaster Moschee betitelt. Sie zählt zu einer der größten Moscheen Ägyptens. Das 82m hohe Doppelminarett und die 52m hohe mehrstöckige Kuppel springen sofort ins Auge.
Vor dem Eingang befindet sich ein großer Hof, welcher den Schneckenbrunnen beherbergt. Es ist ein Schöpfbrunnen mit einem spiralförmigem Treppenhaus. Er diente früher als Wasserversorgung der Zitadelle. Außerdem ist der Hof von Arkadengängen umgeben, die zum Teil gerade auch restauriert werden.
Wichtig: Wir betreten hier die Anlage einer Moschee, und daher ist es Pflicht, Schuhe auszuziehen und bedeckte Kleidung zu tragen. Wer zu freizügig gekleidet ist, bekommt am Eingang einen Umhang ausgeliehen.
Beim Betreten der Moschee bin ich aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen: die mit goldverzierte Hauptkuppel hat einen Durchmesser von 21 Metern und ist mit Koranversen versehen. Der Boden ist mit einem dicken roten Teppich ausgelegt, auf dem sich die Besucher einfach niederknien können. Im ganzen Inneren sind Kronleuchter verteilt, die eine warme Atmosphäre bilden. Aus den Lautsprechern hört man Muezzin Verse des Koran sprechen und einige Gläubige haben sich in die Gebetsecke gekniet und gebetet. Es ist in der Moschee untersagt, die Gläubigen dabei zu fotografieren. Rechts vom Eingang befindet sich das Grab von Muhammad Ali, der im Jahre 1849 verstarb.
Der Eintritt kostet circa 10 € und kann außerhalb der Gebetszeiten von 09:00 – 17:00 Uhr besucht werden. Adresse: Al Abageyah, El-Khalifa, Cairo Governorate, Ägypten
Kleiner Tipp: Ich rate euch einfach mal um die Zitadelle und Moschee herum zu laufen, in einer Ecke befindet sich eine Aussichtsplattform, von der ihr einen grandiosen Blick über Kairo bekommt.
3) Bazar Khan el-Khalili
Typische Assoziationen, die mit Kairo in Verbindung gebracht werden, sind in erster Linie die Pyramiden, die Sphinx und mit Sandstaub bedeckte Hochhäuser. Jedoch gibt es im alten Stadtkern – im UNESCO Weltkulturerbe einen besondern Platz, der die Sinne mit lebendigen Farben und Gerüchen überwältigt: Der Bazar Khan el-Khalili. Er ist der größte Bazar Afrikas und hat 24h geöffnet. Egal zu welcher Tageszeit du den Markt besuchen wirst, stelle dich darauf ein, dass es hier voll ist. Hier gibt es eine Vielzahl von kleinen Gassen, Läden, Cafés und Plätzen. Sowohl Einheimische, als auch Touristen trudeln durch die Gassen, um Lebensmittel, Haushaltsgeräte, Möbel, Klamotten und natürlich Schmuck zu kaufen.
Streetfood
Probiert auf jeden Fall das typische Street Food auf den Straßen des Marktes. Besonders die Nachspeisen sind ein Muss:
– Kunafa: Kuchen aus Teigfäden mit Honig und Nüssen
– qaṭīfa: kleine, dreieckige gebackene Krapfen, die in Schmelzbutter gebadet werden.
Ansonsten gibt es an jedem 2. Stand frisch gepresste Säfte, die für umgerechnet 50 Cent verkauft werden.
Die Einheimischen favorisieren jedoch Assab – Das ist ein Zuckerrohrsaft, der am häufigsten in ländlichen Gebieten getrunken wird. Sehr süß, aber ihr werdet es lieben!
Hier noch einige Impressionen vom Khan el-Khalili
Bayt Al-Suhaymi
Bayt Al-Suhaymi war der vorletzte Ausflugspunkt, bevor es wieder zurück nach Hurghada ging. Bayt bedeutet aus dem arabischen übersetzt Haus. Dieses Haus ist einer der ältesten Häuser Ägyptens und befindet sich in unmittelbarer Nähe des Khan el-Khalili. Heutzutage wird das Gebäude als Museum genutzt, um zu zeigen wie die Menschen vor 400 Jahren gelebt haben. Es wurde 1648 von Abdel Wahab el Tablawy gebaut. 1796 wurde das Haus an den Scheich Ahmed as-Suhaymi verkauft, der dort mit seiner Familie lebte. Das Haus befindet sich noch in seinem Originalzustand. Frauen und Männer lebten früher in getrennten Korridoren. Die Korridore umzäunen einen Sahn. Sahn ist in islamischen Ländern ein Hof, der oft in Palästen oder Moscheen zu finden ist. In diesem Hof befinden sich schöne Palmen und Pflanzengewächse mit einem kleinen Wasserbrunnen. Wenn man durch das Gebäude geht (wir waren die einzigen Touris) kann man kostenlos einen Guide mitnehmen. Wir haben super interessante Dinge erfahren. Da es üblich war, dass die Frauen in der damaligen Zeit die Häuser nie verlassen durften, gab es kleine abgezäunte Fenster, wodurch die Frauen frische Luft bekamen. Wir haben viele weitere interessante Eindrücke bekommen, und das für umgerechnet 2€ pro Person.
Adresse: 9 Al Tambaksheyaa, El-Gamaleya, El Gamaliya, Cairo Governorate, Ägypten
Den Abend haben wir noch mit traditionellem ägyptischen Essen ausklingen lassen. Was man hier in Ägypten so isst, erfahrt ihr in einem separaten Beitrag.
Fazit
Das Land Ägypten hat mich eh schon gepackt, aber die Hauptstadt Kairo hat einen neuen Fan gewonnen. Es gibt hier so viel zu entdecken. Um wirklich alles in Ruhe erkunden zu können, plant am Besten 3 Tage ein. Natürlich dürfen wir die negativen Aspekte der Stadt nicht ignorieren. Die Stadt spaltet sich immer mehr in arm und reich. Besonders die Unterschicht wird durch steigende Mietpreise und die immer größer werdende Bevölkerung aus der Stadt gestoßen. Der Müllaspekt ist nochmal ein separates Thema. Die Stadt versinkt mittlerweile immer mehr in Müll. Davon abgesehen, dass es kein vernünftiges Entsorgungssystem gibt, ignoriert die Regierung die sozialen Probleme und ist dabei eine „neue Hauptstadt inkl. neuem Regierungssitz“ in der Nähe von Kairo aus der Wüste zu stampfen. Nichtsdestotrotz ist diese Stadt eine Reise wert. Hier findet ihr neben den kulturellen und religiösen Orten, auch Ruheoasen. Es ist einfach beeindruckend, dieses arabisches Großstadtgefühl live zu erleben.
Kairo – Wir werden uns auf jeden Fall wiedersehen!
Falls ihr schon einmal in Kairo wart, berichtet mir, wie ihr diese Stadt erlebt habt, und was eure Eindrücke waren.
Heike says
Ein schöner Bericht, ich war schon mehrere Male in Kairo, meistens nur für einen Tag – leider viel, viel, viel………………zu wenig – im letzen Oktober war ich für eine Woche in Kairo, habe in einem kleinen Hotel direkt am Tahrir-Platz gewohnt und sogar das war noch zu kurz, Kairo ist eine beeindruckende, faszinierende Stadt, ich komme auf jeden Fall wieder, bestimmt mehrmals, ich habe bereits eine Menge gesehen, aber noch lange nicht alles (y)
hello@theblondepineapple.de says
Vielen lieben Dank Heike, das freut mich sehr zu hören. Ich schließe mich deinen Worten nur an, es ist eine absolut faszinierende Stadt und ich denke man kann so oft dort hin reisen, man wird immer wieder etwas neues entdecken. Wünsche dir jetzt schon mal viel Spaß bei deiner nächsten Ägypten Reise.
Volker says
sehr schöner authentischer Bericht…,
so haben wir Kairo bei mehreren Besuchen auch wahrgenommen