Zuerst wollte ich keinen Blog Beitrag über meinen Besuch in Auschwitz schreiben. Ich habe noch nicht einmal die Bilder auf den sozialen Medien geteilt, was wirklich untypisch für mich ist, da ich eine sehr aktive Instagram Userin bin.
Aber es auf den Kanälen zu sharen, schien mir nicht angemessen zu sein. Der Ort Auschwitz und die Geschichte verlangen mehr als nur Likes und Kommentare – Vielmehr höchste Konzentration und Demut. Dennoch war es mir wichtig meine Gedanken niederzuschreiben.
Die Anreise
An einem Sommertag im Juli haben wir uns morgens auf dem Weg von Krakau nach Auschwitz gemacht. Es war ein sehr verregneter und wolkiger Tag und ich dachte mir innerlich, dass dieses Wetter zu unserem heutigen Ausflugsziel passt: Auschwitz.
Wir haben die 6 Stunden Tour gebucht: Wir waren zuerst im Stammlager und sind im Anschluss mit einem Bus in das paar Kilometer entfernte Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gefahren.
Auf dem Gelände angekommen, standen bereits unzählige Reisebuse, Autos auf den Parkplätzen und Menschen in Schlangen an den Kassen. Hier ein Tipp: Bucht die Tickets vorab online und plant nichts desto trotz reichlich Zeit ein, denn die Taschenkontrolle und Gruppenzuweisung sind eine lange Prozedua.
Das Stammlager
Nachdem wir die Sicherheitskontrollen passierten, ging es schon durch das Tor mit den berüchtigten Worten „Arbeit macht frei.“
Ich habe während der Tour ständig überlegt, ob ich wirklich von den einzelnen Stops, Gebäuden und Gegenständen aus der Vergangenheit Fotos machen soll. Auf der einen Seite wollte ich die Umgebung fest halten, aber auf der anderen Seite wollte ich meine Gedanken und meine Konzentration zu 100% der Umgebung widmen.
Das Stammlager gehörte früher der polnischem Armee an, die roten Backstein Gebäude sind in geraden Reihen noch erhalten. In mehreren Gebäuden finden sich die Ausstellungsräume wieder. Ich muss sagen, es war teils sehr anstrengend: überfüllte Räume mit Besuchern, die sich um den besten Platz rangeln und das ohne Klimaanlage bei über 30 Grad.
Von Ausstellung zu Ausstellung hörten wir die Geschichten, die zum Teil auch schon bekannt waren, aber dennoch unbeschreiblich bleiben: 1,3 Millionen Menschen waren bis 1945 im Lagerkomplex, etwa 1,1 Millionen von ihnen wurden ermordet, davon waren über 90% Juden.
Menschen, die dort angekommen sind mussten ihr Gepäck zurücklassen. Ihr Haar wurde rasiert. Alles verwerteten die Nazis weiter: aus den Haaren wurden Matratzen oder Decken angefertigt, Mäntel schickten sie an die Ostfront für Soldaten. Haushaltsgegenstände, Schmuck und Geld wurden zur Verteilung ins Reich versendet. Hinter Glasvitrinen sind Berge von menschlichen Haaren zu finden, Lederkoffer, die noch die Beschriftungen ihrer Eigentümer tragen. Hinter anderen Vitrinen liegen Haufen von Schuhen und Brillen. Hinter jedem Gegenstand steht eine Geschichte von einem Menschen mit Persönlichkeit und Erfahrung.
Hinter einer großen Glasscheibe liegen dutzend leere Blechbüchsen. Sie enthielten Zyklon-B, das Gift der Gaskammern.
Vernichtungslager Auschwitz – Birkenau
Die wohl prägendste und wirkungsvollste Stätte kommt ohne viele Worte aus: das Vernichtungslager Auschwitz Birkenau.
Mit einem Shuttlebus wurden wir in das paar Minuten entfernte Vernichtungslager gefahren. Wer schon im Stammlager eine angespannte Atmosphäre verspürte, dem wird es hier noch mehr die Stimmung verschlagen.
Wir sind durch ein großes Tor gegangen und standen schon auf den Bahnschienen, die damals die Menschen ins Lager fuhren. Wir sahen die bekannte Rampe, die Schienen, die Baracken und die Öfen. Das alles auf einer Gesamtfläche von 40.000qm.
Die einzelnen Lagerblöcke wurden in A, B und C unterteilt. Die Blöcke auf der rechten Seite waren für Frauen und Kinder unter 14 Jahren, auf der linken Seite gab es das Lager für die Männer und ein extra Lager, wo die Nazis Menschenexperimenten durchführten.
Die Gaskammern mit angeschlossenen Krematorien waren mit Lastenaufzügen ausgestattet. Ofen grenzte an Ofen. Die große Kapazität der Öfen zeigt deutlich, was die Absicht war: so viele Menschen wie möglich das Leben zu nehmen.
Wir haben durch unseren Tour Guide viele und interessante Geschichten gehört, Schicksalsschläge, Fluchtversuche, Tagesabläufe der Menschen und und und.
Wir haben viel gesehen und viel gehört, doch was hier geschehen ist bleibt unvorstellbar. Das Leid können wir nicht im Ansatz nachvollziehen, die Schmerzen und Schreie der Menschen spüren wir nicht, den Gestank der menschlichen Ausdünstung riechen wir nicht auch die Schläge und Folterung der Aufseher fühlen wir nicht.
Unsere menschliche Vernunft kann sich gar nicht vorstellen, was in Auschwitz passiert ist, dass Menschen dazu fähig sind, Morden zum System zu machen. Wir Menschen können nur aus der Geschichte unserer Vergangenheit lernen.
Dieser Tag war wirklich prägend. Der Ort ist ein Teil unser Geschichte und unseres jetzigen Daseins.
Über den ganzen Tag hinweg gingen uns so viele Gedanken und Emotionen durch den Kopf, die man gar nicht in Worte fassen kann.
Wer also eine Reise nach Polen plant, sollte sich einen Tag Zeit nehmen, um Auschwitz zu besuchen und um unserer Geschichte einen Stück näher zu kommen.
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