Ich habe mich in meinen letzten Beiträgen über meine Reise nach Ägypten immer neutral gehalten und bin bei dem Thema Covid-19 immer sehr sachlich geblieben. Natürlich habe ich alle Punkte in den Beiträgen wahrheitsgetreu wieder gegeben, aber die Berichte gingen nie auf eine tiefere Gefühlsebene ein und wie es mir während der Reise ging.
Der Trip
Nach rund 7 Wochen im Land der Pharaonen kann ich wirklich ein gutes Fazit ziehen, da ich viel vom Land erlebt habe. Das Wichtigste vorab: Ich habe mich sicher gefühlt. Sogar sicherer als hier im Lande.
Mehr dazu folgt im weiteren Verlauf.
Überwiegend war ich am Roten Meer unterwegs: Hurghada, El Gouna und Sahl Hasheesh.
Doch ich wollte mehr vom Land sehen und habe zusätzlich noch einen kleinen Roadtrip nach Luxor, Assuan und Nubian Village unternommen.
Zu meiner Hotel-Selektion: ich habe mich vorab gründlich informiert, wie die Regelungen in den Hotels sind und mit welchem Konzeptpartner das jeweilige Hotel zusammen arbeitet. In Ägypten gibt es viele Hotels, die den Regeln nicht entsprechen und das wollte ich vermeiden.
Regelnd im Land
1) In den Hotels herrscht nur für die Angestellten eine Maskenpflicht
2) Hotels, Ausflüge & Restaurants dürfen nicht mehr als 50% ausgelastet sein – aktuelle Auslastung in den Hotels: 30-35%
3) Clubs u. Shisha Bars haben geschlossen / Cafés & Restaurants müssen um 00:00 schließen (je nach Region gesonderte Öffnungszeiten).
4) In geschlossenen öffentlich zugänglichen Räumen, sowie Geschäften, öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis: Maskenpflicht
Wie ging es mir während der Anreise?
Natürlich hat sich das Reisen seit Corona stark verändert, darüber müssen wir nicht sprechen. Verständlicherweise ist es ungewohnt an den Flughäfen und im Flugzeug mit Maske zu sitzen. Aber ich finde es nicht schlimm und ich halte mich daran, denn es dient unserer Sicherheit. Mit Hin/ Rückreise und mit den Zwischenstopps saß ich insgesamt in 8 Flugzeugen. Auf 6 Strecken hatte ich aufgrund der geringen Auslastung eine Reihe für mich und auf 2 Strecken wurden alle Sitze belegt. Da hier die Fragen an den Fluggesellschaften: Sollte nicht immer 1 Platz frei gelassen werden? Warum werden die Flieger bis zum letzten Platz ausgelastet?
In den vollen Flugzeugen fing dann mein Unwohlsein an, zum einen weil die Fluggesellschaften die Regel missachtet haben und zum anderen, weil einige Passagiere die Maskenregeln nicht für voll nehmen. Sobald eine Person gehustet hat, kam der deutsche Gedanke im Kopf „ahh Corona“. Traurig, oder?
Wie sicher war es für mich am Roten Meer?
Sicherheit ist ein Gefühl was in einem schlummert. Auch, wenn die Ägypter nicht zu 100 % die Regeln beachten wie die Deutschen. Aber ich habe mich wirklich sicher gefühlt und hätte ich es gekonnt, wäre ich noch den ganzen Lockdown in Ägypten geblieben. Ja auch in diesem Land gibt es Corona und die Zahlen sind für das gesamte Land hoch. Wobei die hohen Werte aus dem Norden Ägyptens kommen. Das Rote Meer ist weniger von Corona betroffen: Das liegt unter anderem an dem geringen Tourismus und das warme Klima.
Doch ein viel wichtigeres Thema ist das Mindset: Ich habe seit März 2020 noch nie so wenig über Corona gesprochen, wie in dieser Zeit. Die Menschen haben so ein positives Energielevel: die Akzeptanz für die Lage ist natürlich da, aber es wird nicht drüber gesprochen. Die Menschen lassen sich nicht von den Medien und den negativen Schwingungen beeinflussen. Und man muss dazu sagen, dass es den Einheimischen noch lange nicht so gut geht wie uns Deutschen. Sie haben zum Teil zu 100 % ihre Arbeit verloren, weil sie an dem Tourismus gebunden sind und bekommen keine staatliche Unterstützung.
Geht jetzt mal gedanklich durch, wie viel % eure Unterhaltungen von Corona beeinflusst sind und wie ihr euch dabei fühlt.
Im Hotel
Im Hotel konnte ich mich frei ohne Maske bewegen. Das Einhalten des Sicherheitsabstands war in der Regel kein Problem. Bei einer Auslastung von 30-35 % hast du kaum einen Menschen am Pool oder am Strand gesehen. Der einzige Punkt beim Buffet: Obwohl Markierungen am Boden sind und das Personal die Gäste darauf aufmerksam machen mussten, haben sich einige Touristen nicht an die Vorschriften gehalten. Natürlich müssen wir uns immer an unsere eigene Nase fassen und besonders, wenn wir uns im öffentlichen Raum befinden an die Regeln halten.
Witzigerweise habe ich Kommentare gelesen, dass Leute aus diesen Gründen nicht in den Urlaub fliegen würden….seien wir mal ehrlich: Schaut euch einmal in einem deutschen Supermarkt um: wird hier alles so genau genommen? Ich denke nicht…
In der Stadt und auf Ausflügen
Vor Ort bewege ich mich nur mit Uber fort und verzichte auf Minibusse und Taxis. Da auch Uber einen hohen Wert auf die Maske während der Fahrt legt, haben sich die Fahrer dran gehalten. Doch ich habe des Öfteren bei den Taxifahren gesehen, dass sie sich nicht daran halten. Aber um ganz transparent zu sein, es gibt immer Einheimische aber auch Touristen, die eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum nicht beachtet haben. Doch ich konnte mich entspannt in einem Café setzen, konnte durch die Geschäfte schlendern und das wenige Treiben der Touristen genießen.
Auf meinen Ausflügen auf dem Roten Meer waren die wenige Boote, die unterwegs waren nur bis max 50 % belegt. Wir konnten abschalten, uns frei fühlen und ohne großen Massenaufkommen die Inseln und das Meer genießen.
Im Landesinnere
Sowohl in Luxor als auch in Assuan hat man natürlich gemerkt, dass hier die Menschen eine geringe Akzeptanz für die Lage haben als in der Touristenregion am Roten Meer. Die Gründe dafür? Vielfältig: geringere Aufklärung, geringere verfügbare Schutzmittel oder einfach zu leichtsinnig. Die Haupttouristen-Attraktionen waren so gut wie leer. Für uns natürlich perfekt, wir konnten ungestört und ohne Menschenmassen durch die Tempel laufen. Natürlich währen wir auch gerne vor Ort durch die Souks und Innenstädte gelaufen, doch wir haben uns aus Sicherheitsgründen dagegen entschieden. Das war uns dann doch zu heikel und wollten es nicht drauf anlegen.
Shitstorm Shitstom Shitstorm
Ich wache morgens um 6:00 Uhr auf: Die Sonne geht gerade über dem Roten Meer auf und ich genieße meinen ersten Kaffee auf der Terrasse. Währenddessen checke ich meine Social Media Kanäle: insgesamt 50+ Meldungen auf Instagram, Facebook und YouTube. Ich ahne nichts schlimmes.
Erster Kommentar auf Facebook: „Was bist du nur für ein egoistischer Unmensch, Menschen sterben hier und du machst schön Urlaub“
Zweiter Kommentar: Kannst du nicht einfach zu Hause bleiben du dumme *****, wegen dir verbreitet sich der Virus weiter“. Erster Kommentar unter einem YouTube Video: „Du dreckiges Stück wir verlieren hier unseren Job, sind im Homeschooling und du machst Urlaub“. Das waren nur ein paar Beispiele…
In diesem Moment wusste ich nicht, was ich tun sollte, wie meine Emotionen waren. Wollte ich weinen? War ich sauer oder einfach nur fassungslos? Alles an Gefühlen kochte in mir hoch. Und dieser Morgen hat sich des Öfteren wiederholt. Kurz kam der Gedanke hoch, ob ich mich total falsch verhalte, doch ich habe mir immer wieder selbst gesagt, dass ich mich von diesen Menschen nicht beeinflussen lasse.
Jeder hat seine eigene Meinung und das ist auch unser gutes Recht, dennoch lasse ich mich nicht beleidigen.
Auf sachliche Kommentare nehme ich gerne Stellung, doch meine Energie für Beleidigungen oder Anfeindungen zu verschwenden, ist es mir nicht wert. Besonders, weil die Kommentare auf Halbwissen basieren. All die Vorurteile, die ich zu spüren bekam, beruhen auf mangelnden Informationen und fehlender Kommunikation.
Reisen ist in gewissen Ländern mit gewissen Vorkehrungen möglich. Man sollte sich nur an die Spielregeln halten.
Warum ich das Thema mit hier anspreche? Weil die Kommentare natürlich auch gewisse Momente in Ägypten beeinflusst haben. Ich war kurz davor, nichts mehr mit der digitalen Welt zu teilen. Doch es gibt so viele Menschen, die gerne einfach eine Reise buchen würden, sich aber nicht trauen, weil sie nicht wissen, wie vor Ort die Lage ist. Ich habe wirklich überwiegend positive Kommentare bekommen und mich haben viele Fragen zur aktuellen Situation erreicht. Diese Momente haben mich bestärkt weiter zu machen: Meine Beiträge und Videos sollen euch einfach nur zeigen, wie die Einreisebestimmungen sind, wie sicher es vor Ort ist und wie man sich verhalten sollte.
Fazit
Abgesehen von den oben genannten Schlüsselmomenten im Flieger und ein paar Ausnahmesituationen im Landesinnere war ich zufrieden. Ich war ausgelassen, glücklich und habe mich sicher gefühlt. Wie auch in Deutschland muss man sich in Ägypten an die Spielregeln halten. Natürlich gibt es hier keinen Lockdown und man kann sich freier bewegen, aber man sollte die Lage trotzdem ernst nehmen und die Situation nicht unterschätzen. Der Tourismus in Ägypten fehlt weiterhin: leere Straßen, geringe Auslastungen in den Hotels und bei Ausflügen. Die Situation ist stark zu spüren, aber die Menschen lassen sich nicht unterkriegen und bleiben positiv gestimmt.
Es war interessant zu sehen, wie viele Deutsche, Holländer und Schweizer ich angetroffen habe, die teilweise seit Monaten hier verweilen, hier Homeoffice machen oder sich eine Auszeit nehmen. Das Reisen und auch das Working-Life ist stark im Umbruch.
Obwohl in NRW keine Quarantäne Pflicht ist und ich vor Abreise nach Deutschland einen PCR Test gemacht habe, bin ich aus Selbstschutz nochmal 5 Tage in Selbstisolation gegangen und habe einen zusätzlichen Test gemacht, um mich zu vergewissern und meine Mitmenschen zu schützen.
Ich hoffe, ich konnte euch mit dem Beitrag einen besseren Einblick geben.
Falls ihr noch Fragen habt, oder ihr vielleicht während Covid auch schon verreist seid, teilt gerne mit uns eure Eindrücke hier unter dem Beitrag.
Marlen says
Danke für den tollen Bericht. Genau so geht es mir auch und ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht. War in Ägypten und der Türkei. Du hast alles richtig gemacht. Mit einer gewissen Vorsicht ist auch reisen möglich und nicht unsicherer als bei uns rumzuhocken und zu reklamieren.
Jähne, Christine says
Das hast du gut geschrieben! Ich würde sofort nach Ägypten reisen, wenn es mir aufgrund meines Alters nicht so umständlich mit der Fliegerei wäre, denn ich würde mich in diesem Land sicherer fühlen als in Deutschland.
Die hässlichen Kommentare verurteile ich zu tiefst, aber das ist typisch deutsch.
Joa Nit says
Super Bericht ich bin ehrlich gesagt zu ängstlich und mag noch nicht einmal einkaufen gehen wenn man zum überleben nicht Nahrung und Getränke bräuchte, wie gesagt einerseits Angst andererseits neidisch auf deinen ich denke wunderschönen Urlaub. Was mich noch am fliegen hindert ich habe Asthma und das Atmen fällt mir von Haus aus schwer außerdem kann sich nicht jeder 5 bis 14 Tage Quarantäne leisten, in unseren Haushalt sind Kinder und Großeltern und Urgroßeltern wenn man sich nun anstecken würde was hoffentlich nicht der Fall ist wer kümmert sich um die Familie, meine Nichte arbeitet im Krankenhaus und war angesteckt Allhamdulillah hatte sie einen unkomplizierten Krankheitsverlauf, ein Freund wurde von seiner Frau angesteckt er hat immer noch nach 4 Monaten mit corona zu kämpfen obwohl er wieder alles machen dürfte. Ich könnte noch ein paar Geschichten erzählen, jeder muss wissen wie er sein Leben lebt und wie er mit Risiken umgehen kann oder muss. Andererseits denke ich die Leute sind neidisch, zu deiner Erzählung ich war auch neidisch gönne es aber jedem ??.
Jaxx says
Hi Joa!
Du hast alles richtig gemacht! Und es freut mich das du eine gute Zeit hattest! Egypt ist voller Energien und positive Schwingungen!
Wir haben vor dort ein Art Aussteiger Village dort aufzubauen in der Nähe von Safaga! Beginnend mit Seminare und Kurse für Burn Out Patienten.
Wenn du interesse hast auszusteigen aus D melde dich doch einfach E-Mail hast du ja ? liebe Grüsse Jaxx
Ps dürfen auch andere sich melden gastrosecur@gmail.com
JANINE says
Absolut toller Bericht. Sehr schön geschrieben.
Daniela says
Ich finde deinen Beitrag echt toll geschrieben. Leider habe ich gewisse Situationen anders erlebt. Z.B . Hotel war in der zweiten Woche unseres Urlaubes leider 80% ausgelastet und es gab auch keine Abstände,da sich die Leute überhaupt nicht dran gehalten haben.Flieger beim Rückflug halb leer und trotzdem durfte man sich,in Zeiten wie diesen, nicht auf einen anderen Platz setzen. Einfach unverständlich ?Trotzdem haben wir unseren Urlaub sehr genossen, jedoch wollten wir verlängern, das wir natürlich aufgrund der zweiten Woche ( Auslastung des Hotels) nicht gemacht haben.Jeder sollte für sich entscheiden ob er auf Urlaub fährt und andere nicht dafür verurteilen. Somit einen schönen Tag noch
Antoinette says
Ein wirklich interessanter Bericht, und ich glaube auch, dass in den Touristengebieten fast alle bemüht sind, die Sicherheitsregeln einzuhalten.
Ich kenne Ägypten gut, denn ich habe Familie in Kairo. Den Aufenthalt ansich finde ich nicht so problematisch, die Reise nach Ägypten und wieder zurück macht mir dann schon eher Kopfzerbrechen. Immer wenn ich geflogen bin, egal wohin, waten die Flieger bis auf den letzten Platz ausgebucht, ist doch klar, wenn viele andere Flüge gestrichen werden. Und dann nach der Rückkehr aus Ägypten, eine Quarantäne will und kann ich einfach nicht provozieren, das geht nicht. Dass mein Gehalt für die Zeit der Quatantäne gestrichen würde, wäre für mich noch nicht mal das Schlimmste. Aber ich stelle mir vor, ich hätte mich wider Erwartens doch mit Covid-19 infiziert….mein Dienstherr würde gegen mich ein Disziplinarverfahren einleiten, so ist die Regel in meinem Bundesland. Und dieses Risiko ist mir einfach zu groß.
Jacqueline says
Lass Dir kein schlechtes Gewissen einreden! Ich war selbst seit Juli 2020 schon 3 mal in Ägypten und habe es genauso empfunden, wie Du auch. Man kann sehr wohl recht sicher reisen, wenn man auf gewisse Regeln achtet. Und ich fühlte mich in keinster Weise im Urlaub dadurch eingeschränkt.
Doris Steiger says
Ganz toll beschrieben ich habe es genau so empfunden im Jänner wo ich vor Ort war und habe mich super erholt weil da sich nicht nur alles übér Corona dreht?
Rolf says
Vielen Dank für diesen Bericht.
Er ist wirklich gut und sehr sachlich geschrieben und hat mich in meinem Vorhaben bestärkt.
Ina says
Dankeschön.Das stärkt meine Einstellung zu dem wunderschönen Ägypten. Ich bin gerade zurück und habe fast 6 Wochen ähnliches erlebt.Besonders hat mir Asuan gefallen.Eine völlig andere Welt,fern vom europäischen Standart.Ich habe mich sofort herzlich als Tourist aufgenommen gefühlt.Es waren beeindruckende Momente und ich kann garnicht beschreiben,wie froh ich bin diese Nil-Oase so fernab des Massentourismus kennen gelernt zu haben. Ich werde definitiv wiederkehren auch wenn es einem nicht besonders leicht gemacht wird von Deutschland aus.Ich danke dir für deinen ausführlichen Beitrag, den ich von Herzen ebenso wahrgenommen habe.